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Anja und der Fußball – Das Leben einer Profispielerin

Als Profifußballerin der ersten Frauenmannschaft des 1. FC Union Berlin lebt die 26-jährige Anja Streubel ihren sportlichen Traum. Auch in ihrem Job als examinierte Altenpflegerin gibt sie Vollgas. Im Interview erzählt Anja, wie sie das alles unter einen Hut bekommt.

Als Profifußballerin der ersten Frauenmannschaft des 1. FC Union Berlin lebt die 26-jährige Anja Streubel ihren sportlichen Traum. Auch in ihrem Job als examinierte Altenpflegerin gibt sie Vollgas. Im Interview erzählt Anja, wie sie das alles unter einen Hut bekommt.
Fußballerin Anja im Stadion am Ball.
Immer am Ball: Anja Streubel – Spitzname „Streu“ – kickt für den Berliner FC Union. Vereinsmotto: Eisern Union!

Schon immer mehr als nur ein Hobby

Ihre Leidenschaft für das runde Leder entdeckte die gebürtige Leipzigerin beim Bolzen mit ihrem großen Bruder und dessen Freunden im zarten Alter von vier Jahren. Nachdem sie beharrlich darauf bestand, mitspielen zu dürfen, stellten die Jungen sie kurzerhand im Tor ab und legten damit unbewusst den Grundstein für eine große, sportliche Liebe. Mit sechs Jahren trat Anja dem VfB Leipzig bei – in den 90ern, als Fußball noch fast eine reine Männerdomäne war, ein sehr ungewöhnlicher Schritt für ein kleines Mädchen. So musste die heutige Stürmerin bis zu ihrem zwölften Lebensjahr in einer Jungsmannschaft kicken, weil es schlichtweg keine Mädchenteams gab. Mit viel Willen und Ehrgeiz, aber auch der nötigen Portion Freude sowie Spaß am Spiel arbeitete sich die examinierte Altenpflegerin neben Schule und Ausbildung immer weiter nach oben durch. Im September 2014 wechselte Anja Streubel trotz eines noch nicht verheilten Kreuzbandrisses zum 1. FC Union Berlin, um das professionelle Umfeld für sich zu nutzen und noch einmal richtig durchzustarten. Als eiserne Lady kämpft Anja nun, gemeinsam mit ihrem Team, für den Klassenerhalt in der 2. Bundesliga Nord. Dem Gymondo Magazin erzählt sie, wie ihr Leben rund um den Ball aussieht.

Kannst Du eigentlich von Deinem Sport leben oder gehst Du einem weiteren Beruf nach?

Leider ist es den wenigsten weiblichen Profis möglich, allein vom Fußball zu leben. Dabei ist der Trainings- und Zeitaufwand derselbe, wie bei unseren männlichen Kollegen. Wir Frauen spielen unentgeltlich beim 1. FC Union Berlin. Das bedeutet, dass wir unseren Lebensunterhalt zu 100% durch einen ganz normalen Beruf finanzieren müssen. Ich arbeite in Vollzeit als examinierte Altenpflegerin und habe das große Glück, dass es mir mein Arbeitgeber ermöglicht, trotzdem vier Mal pro Woche mit der Mannschaft zu trainieren.

Karte mit den Fakten über die Fußballerin Anja Streubel
Sogar eine eigene Autogrammkarte hat Anja.

Es ist echt überraschend für mich, dass die Frauen der ersten Mannschaft unentgeltlich spielen. Und es klingt nach einem ziemlich kräftezehrenden Alltag. Wie schaffst Du es, beide Berufe miteinander zu vereinen, ohne die Motivation und den Spaß dabei zu verlieren?

Weil ich schon im Alter von sechs Jahren angefangen habe, leistungsorientiert Fußball zu spielen, bin ich es gewohnt, einen so enormen Zeitaufwand für meine Leidenschaft zu erbringen. Ich kenne es gar nicht anders, als meine Ausbildung und mein Berufsleben, aber auch meine Urlaube sowie sämtliche Familienfeiern und Freizeitgestaltung mit dem Spiel- und Trainingsplan in Einklang zu bringen. Für mich gehört der Fußball zum Leben – und ich habe mich bewusst für diesen Weg entschieden. Bereut habe ich diese Entscheidung noch nie!

Wie sieht denn so ein Fußballtraining, das Du fast täglich neben Deinem Beruf bewältigst, aus? Wie trainieren die eisernen Ladies bei Union Berlin?

Unsere Trainingswoche beginnt meistens Dienstags mit einer einstündigen Videoanalyse des vergangenen Spieltags. Im Anschluss folgen Athletik- und Ausdauertraining. An den darauffolgenden Tagen richten sich die Schwerpunkte strukturiert nach der Auswertung der Videoanalyse, um Schwächen zu stabilisieren und Stärken weiter auszubauen. Freitags findet dann ein Abschlusstraining statt, bei dem wir uns ganz individuell auf den kommenden Gegner vorbereiten. Hier liegt der Schwerpunkt also vor allem auf einer taktisch ausgerichteten Trainingseinheit.

Legst Du dabei auch Wert auf eine sportgerechte Ernährung, als Basis für körperliche Leistung?

Die richtige Ernährung ist beim Profisport neben dem Training ein zentraler Baustein. Ich versuche regelmäßig drei Mahlzeiten pro Tag zu essen. Dazu kommen ein bis zwei gesunde Snacks aus Obst oder Gemüse. So verhindere ich, dass mein Körper meine Muskulatur zum Energieausgleich nutzt. Als Leistungssportlerin ernähre ich mich vor allem direkt vor und nach dem Training recht kohlenhydratlastig und eiweißreich, wobei ich fettarmes Eiweiß bevorzuge. Außerdem trinke ich viel Wasser, das ist wichtig um den Elektrolythaushalt im Gleichgewicht zu halten.

Hast Du auch in der vergangenen Winterpause, die ja traditionell mit der weihnachtlichen Schlemmerzeit zusammenfällt, darauf geachten, was Du isst?

Natürlich steht eine gesunde Ernährungsweise auch im Urlaub im Fokus. Wenn ich das vernachlässige, merke ich das später im Training. Ich nehme also auch in den Ferien viel Obst und Gemüse sowie fettarmes Eiweiß zu mir trinke außerdem viel Wasser. Aber auf den leckeren Weihnachtsbraten kann ich trotzdem nicht verzichten. Das gönne ich mir einfach!

Was tust Du sonst noch, um in der trainingsfreien Zeit fit zu bleiben?

Ich halte mich vor allem mit Krafteinheiten in Form. Ein paar Läufe gehören auch zu meinem Ferientrainingsplan. Ansonsten genieße ich meinen Urlaub im Kreise meiner Familie, für die ich sonst selten Zeit habe.

Das hast Du Dir bei Deinem Programm auch absolut verdient, würde ich sagen! Welche sportlichen Ziele hast Du Dir persönlich für 2015 gesetzt? Und was möchtest Du mit Union Berlin erreichen?

Ich möchte das Vertrauen, das mein Trainer in mich gesetzt hat, als er mich trotz meiner schweren Verletzung (Anmerkung der Redaktion: Kreuzbandriss mit anschließender OP) zu Union Berlin geholt hat, gerne zurückgeben. Ich bin froh, in einem Verein spielen zu können, bei dem so professionelle Voraussetzungen bezüglich des Trainings und des Spielbetriebes herrschen. Diese Möglichkeit hat leider nicht jede Fußballerin. Mit meinen 26 Jahren gehöre ich ja auch schon zum älteren Eisen – da will ich mit meiner Erfahrung der Mannschaft bei ihrer Entwicklung helfen und meinen Teil dazu beitragen, dass wir den Klassenerhalt schaffen.

Das Interview führte Iris Eggimann

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Iris Eggimann

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