Muskuläre Dysbalancen, was ist das?
Dysbalance heißt erst einmal nichts anderes als Ungleichgewicht, das ist klar. Und dieses Ungleichgewicht betrifft die Muskulatur, deswegen muskulär – auch klar. Aber wie ist das gemeint? Ganz einfach. Vorstellen kannst du dir das wie bei einem Zelt: Die Zeltstangen sind das Skelett und die Zeltplane ist die Muskulatur.
Was passiert nun, wenn du die Heringe auf einer Seite des Zelts viel weiter und fester in den Rasen steckst als auf der gegenüberliegenden Seite? Die Plane wird auf dieser Seite viel stärker gespannt sein und auf der anderen Seite eher durchhängen. Tja, wahrscheinlich wird das Zelt trotzdem erst einmal einigermaßen stehen – etwas schief vielleicht. So weit also nicht dramatisch. Oder doch?
Der menschliche Körper hat mehr als 600 Muskeln, die im Team zusammenarbeiten um alle deine Bewegungen auszuführen. Optimal für dieses Teamwork ist eine gleichmäßig entwickelte, starke Muskulatur. Leider ist das nur sehr selten die Realität. Meistens sind die Kräfte im muskulären Team im Ungleichgewicht. Entweder durch Bewegungsmangel oder einseitige Belastungen beim Sport oder im Alltag – der Spannungszustand der Muskulatur ist aus dem Gleichgewicht geraten.
Woher kommen muskuläre Dysbalancen?
Sie entstehen durch einseitige Belastungen – egal ob im Alltag oder beim Sport. Und mal ehrlich, wie viel Vielfalt und Abwechslung findet man inden meisten Fitness-Trainingsplänen? Und wer hat schon einen super abwechslungsreichen Bewegungsalltag? Ein Zirkusartist vielleicht. Eine Freundin von mir hatte einen Ferien-Job in einer gut besuchten Eisdiele. Das heißt: Von früh bis spät mit der linken Hand federleichte Waffeltüten halten und rechts mit der Kelle durch die fest gefrorene Eismasse, bestimmt 1000 Wiederholungen am Tag. Die Quittung danach war nicht nur ein mega Muskelkater im rechten Arm, sondern auch fiese Rückenschmerzen, mit denen sie dann über längere Zeit Dauergast in Wartezimmern von Orthopäden war.
So ist es eben. Einseitige Belastungen im Alltag und im Training bringen das Kräftegleichgewicht zwischen den Muskeln durcheinander. Statt einem harmonischen Miteinander, bei dem weder die rechte noch die linke, weder die obere noch die untere, weder die vordere noch die hintere Körperhälfte dominiert, herrscht ein Ungleichgewicht. Ein anderes Beispiel ist die krumme Sitzhaltung der meisten Menschen am Büroschreibtisch: Die Schultern hängen vorne, dadurch verkürzt sich die Brustmuskulatur. Gleichzeitig wird die Muskulatur im oberen Rücken überdehnt. Die fatale Folge: Ein Rundrücken, der die gesamte Statik der Wirbelsäule beeinträchtigt. Und nicht nur das. Dysbalancen verursachen schmerzhafte Muskelverspannungen, Überlastung der Sehnen und muskuläre Funktionsstörungen.
Welche Folgen haben muskuläre Dysbalancen?
1. Deine sportliche und körperliche Leistungsfähigkeit wird gebremst
Solche ungleichmäßigen Spannungszustände rauben dir nicht nur Energie, provozieren Verletzungen und Schäden, nein. Noch dazu bremsen sie auch die Entwicklung deiner maximalen Leistungsfähigkeit. „Loslassen! Nicht so verkrampft!“, hat meine Ballettlehrerin früher immer dann gesagt, wenn eine Drehung nicht gelingen wollte, obwohl man sich beim Üben besonders angestrengt und verbissen gekämpft hat: „Loslassen! Man tanzt viel besser mit weniger Spannung. Der Bewegungsfluss wird effizienter und leichter.“ Sie hatte Recht. Dann klappte die Pirouette natürlich auch. Oft blockiert man sich selbst mit seiner eigenen Kraft. Nicht alle Teile des Körpers wirken dann harmonisch im Team zusammen, sondern rauben sich gegenseitig die Kraft und Bewegungsfreiheit. Erst wenn die Muskulatur von Verkürzungen und chronischen Verspannungen befreit ist, können wir unser volles Potenzial entwickeln.
2. Rückenschmerzen und Haltungsprobleme
Nur wenn die Muskelbalance stimmt, hat man einen gesunden, leistungsfähigen Rücken. Besonders hier macht es sich bemerkbar, wenn das Kräfteverhältnis zwischen den Muskelpaaren beider Körperhälften nicht ausgeglichen ist, also zum Beispiel die Bauchmuskulatur schwächer oder stärker als die Rückenmuskulatur ist. Die ungünstige Belastungsverteilung wirkt sich bis auf die Gelenke aus und kann eine vorzeitige Abnutzung der Gelenkknorpel oder Überlastungen des Sehnen- und Bandapparates zur Folge haben. Dadurch ist die Wirbelsäule nicht mehr ausreichend durch die Rumpfmuskulatur stabilisiert. Haltungsschäden wie ein Hohlkreuz, Rundrücken oder Wirbelsäulenverkrümmungen können entstehen.
Rückenbeschwerden und Haltungsprobleme können die unterschiedlichsten Gründe haben, in den allermeisten Fällen sind Triggerpunkte verantwortlich. Du kannst dir diese wie Knoten in einem Seil vorstellen, die zu Verkürzungen führen.
Triggerpunkte müssen nicht direkt Schmerzen auslösen, können aber indirekt einen Muskel so stark anspannen, dass z.B. ein Wirbel verschoben wird.
3. Verletzungsgefahr durch muskuläre Dysbalancen
Wenn das Teamwork deiner Muskulatur gestört ist, sind viele Bewegungen nicht mehr fließend. Einige Muskeln sind durch Triggerpunkte so stark unter Spannung, dass es bei der kleinsten Fehlbewegung zu einer Verletzung der Muskulatur kommt, etwa zu einer Zerrung. Aber auch die Sehnen, Bänder, Knochen oder Gelenke können Schaden nehmen. Je mehr Spannung und Triggerpunkte ein Muskel hat, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit von Verletzungen und Fehlfunktionen.
Eine Trainer-Kollegin von mir verletzte sich immer wieder am rechten Sprunggelenk. Schon wieder dein Fuß? Ja, immer wieder. Die Muskeln in der Wade waren einfach durch wöchentlich zu viele High Impact-Kurse steinhart. Durch zu viele Sprungelemente und federnde Bewegungen auf dem Fußballen sind Muskelknoten entstanden. Wie sollen so Sehnen, Bänder und das verbundene Sprunggelenk uneingeschränkt funktionsfähig sein?
Jetzt weißt Du schon eine ganze Menge über die Ursachen und Folgen von Dysbalancen. Ein ausgewogenes Training wie GYMONDO Rückenfit Beginner ist auf jeden Fall die beste Vorsorge!
Wodurch muskuläre Dysbalancen entstehen und wie du sie bekämpfen kannst, liest du in meinem nächsten Artikel über Dysbalancen → Muskuläre Dysbalancen – warum sie entstehen und was hilft
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