Die Paleo-Ernährung orientiert sich ja an der Ernährung in der Altsteinzeit vor mehr als 20.000 Jahren. Was hat man damals überhaupt gegessen?
Das ist richtig, bereits vor dem heutigen Ackerbau und Viehzucht lebten unsere Vorfahren als Jäger und Sammler. Deshalb wurden damals auch ausschließlich industriell unverarbeitete Lebensmittel konsumiert, wie sie heute in der Form streng genommen gar nicht mehr vorzufinden sind. Heutige Produkte bestehen größtenteils aus Getreide, Milch oder sind mit raffiniertem Zucker versetzt. Sowas gab es damals schlichtweg noch nicht.
Deshalb wurden natürliche Lebensmittel bestehend aus Fleisch, Fisch, Obst, Gemüse, Nüssen und pflanzliche Rohstoffe gegessen.
Saisonale und regionale Verfügbarkeit limitierte, im Gegensatz zum heutigen Maße, das Angebot von Kokosnüssen in Europa. Die sind allerdings nach unserem heutigen Verständnis natürlich trotzdem Paleo, weil es sich um Obst handelt.
Hältst Du Dich selber strikt an Paleo? Im Urlaub oder im Restaurant stößt man doch sicher schnell an seine Grenzen…
Ich befolge größtenteils den Leitsatz, möglichst unverarbeitete Lebensmittel zu konsumieren. Das macht es mir im Alltag und beim Einkaufen schon einmal viel leichter, mich an Paleo zu halten.
Oft läuft es auf einen Kompromiss aus 80% Paleo zu 20% Nicht-Paleo hinaus. Diese 20% sind dann aber kein Junk-Food, sondern gesunde Lebensmittel wie Milchprodukte, die ich mir erlaube.
Im Urlaub ist es in der Tat oft sehr schwierig, weil selbst bei einem großen Buffet Dinge wie Rührei in „schlechten“ und billigen Pflanzenölen angebraten werden und damit auch vermeintliche Paleo-Lebensmittel streng genommen nicht verzehrt werden dürften. Da Urlaub für mich aber nur ein- bis zweimal im Jahr ansteht, ist es für mich in dieser meist auch trainingsfreien Zeit in Ordnung, es ein bisschen lockerer anzugehen.
In Restaurants gehe ich sehr selten, weil ich leidenschaftlich gern selbst koche und dadurch auch sicher sein kann, was in meinen Mahlzeiten verarbeitet wurde. Wenn es mich dann doch einmal in ein Restaurant verschlägt, frage ich entweder genau nach, z.B. nach den Zubereitungsmethoden (In welchem Fett angebraten etc.?), oder ich habe einen Cheat Day.
Was waren für Dich die größten Probleme bei der Umstellung auf Paleo? Und ist diese Ernährungsform für jedermann geeignet?
Am Anfang wusste ich ehrlich gesagt kaum, was ich überhaupt noch essen darf 😛 Ich musste wirklich sehr viel recherchieren, Zeit und Mühe investieren, um mir suspekte Lebensmittel zu erschließen, ob sie denn Paleo sind oder nicht. Das ist ein stetiger, sich weiterentwickelnder Lernprozess, der teilweise noch bis heute anhält.
Mittlerweile fällt es mir sehr leicht, verbotene Lebensmittel zu umgehen, weil es einfach oft logisch ist.
Ein anderes Problem war für mich sicherlich auch die Vereinbarkeit mit meinem Sport, aber da kommen wir später noch darauf zu sprechen.
Meiner Meinung nach ist diese Ernährungsform rein von der Physiologie des Menschen nicht nur für jedermann verträglich, sondern stellt auch das natürliche Optimum dar, nach dem wir uns richten sollten, weil diese Ernährungsform unserer Natur am ehesten entspricht.
Organisatorisch ist Paleo vielleicht für den einen oder anderen eine größere Umstellung, aber Ausreden gibt es eigentlich kaum welche.
Du bist ja selber Leistungssportler im CrossFit-Bereich. Wie hat sich die Ernährungsumstellung auf Deine Performance ausgewirkt?
Es war der typische Verlauf einer Ernährungsumstellung: Anfangs war es ausschließlich positiv. Ich fühlte mich viel leichter und energiegeladener, weil sich das Verhältnis von Körpermasse und Kraft optimierte. Dann folgte der Punkt der Stagnation, ich kam performance-technisch einfach nicht wirklich weiter, weil ich nicht mehr abnehmen konnte und wollte.
Also musste ich neue Wege und Mittel finden und experimentierte mit meiner Kohlenhydrat-Zufuhr zu bestimmten Zeitpunkten. Denn normalerweise machen Carbs nur ca. 30% der Paleo-Ernährung aus.
Neben der reinen Energiebereitstellung – die sich verbessert hat – profitiere ich zudem sehr von der Vermeidung von Antinährstoffen. Allen voran Gluten, Laktose und unnötiger Haushaltszucker, was meine Regenerationsfähigkeit nochmal deutlich verbesserte. Dadurch kann ich einfach öfter, härter und besser trainieren, als es mit einer herkömmlichen Ernährungsweise der Fall wäre.
Geht es bei der Paleo-Ernährung nur ums Essen, oder auch um den gesamten Lifestyle?
Das ist für mich ein sehr schöner Aspekt! Für mich fängt es mit der Ernährung an und geht weiter über das Sozialverhalten, den Umgang mit Tieren, Menschen und der Natur. Keiner verlangt, dass du statt in einem Bett plötzlich auf dem harten Boden schläfst. Aber wie sieht es z.B. mit deinen Gewohnheiten aus, wenn du unterwegs bist? Trägst du oft schicke Schuhe oder würdest du nicht auch viel lieber barfuß und natürlicher laufen?
Ich z.B. ziehe IMMER die normale Treppe der Rolltreppe vor, wofür ich oft ungläubige Blicke bekomme und Bemerkungen wie „Muss das jetzt sein?“ ernte. Aber es ist mein Weg, um mich so natürlich wie möglich durch den Alltag zu bewegen.
Auf diese Weise kann man sich meiner Meinung nach sehr viele Gedanken um sich und sein Umfeld machen und dieses aktiv mitgestalten, um es gegebenenfalls wieder etwas „ursprünglicher“ zu machen.
Wie ernährst Du Dich konkret zu den Mahlzeiten? Unterscheidet sich Deine Ernährung grundlegend von den Essensplänen anderer Leistungssportler?
Aktuell befolge ich die Bulletproof-Diät von Dave Asprey, die auch paleokonform ist, allerdings ein intermittierendes Fasten vorsieht.
Konkret heißt das, dass ich gar nicht richtig frühstücke, sondern nur besagten Bulletproof-Coffee morgens trinke. Abhängig von der letzten richtigen Mahlzeit am Abend esse ich Mittag zwischen 12 und 14 Uhr, wobei ich ausschließlich Fett + Eiweiß esse, z. B. gebratener Lachs mit Gemüse und 6 bis 8 Eiern.
Abends ist derzeit die einzige Mahlzeit, wo ich dann Kohlenhydrate lade. Entweder mit sehr fettreicher Ergänzung – z.B. Süßkartoffelpommes mit selbstgemachter Mayonnaise – und/oder wieder stark eiweißhaltig, indem ich z. B. noch Rindfleischpatties dazu esse.
Andere Leistungssportler verfolgen sicherlich andere Essenspläne, gerade wenn sie sehr schnell verfügbare Energie benötigen. Auch beim CrossFit ist das üblich, jedoch fahre ich derzeit einfach super mit einer Low-Carb-Ernährung, intermittierendem Fasten und gezieltem Laden von Kohlenhydraten, wenn ich keine Leistung direkt im Anschluss abrufen muss.
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Was motiviert Dich dazu, Dich nur von natürlichen Lebensmitteln zu ernähren? Geht es Dir nur um die sportliche Leistung oder willst Du mit Deiner Ernährung auch ein Statement setzen?
In erster Linie geht es mir natürlich darum, meine sportliche Leistung zu optimieren. Darüber hinaus optimiere ich gleichzeitig auch anderen Faktoren meines Lebens wie Schlaf und Freizeit-Aktivitäten zwangsweise mit, da alles in einem Verhältnis zueinander zu sehen ist, um die sportliche Leistung zu verbessern.
Ein bewusstes Statement möchte ich nicht unbedingt setzen. Ich mag diese Stigmatisierung von Ernährungsweisen, wie es bei Veganern oft der Fall ist, gar nicht. Jeder kann und soll für sich seinen Weg finden und zum Schluss kommen, welche Ernährung die für ihn passendste ist.
Ich habe meine Entscheidung jedoch eindeutig getroffen und trage diese auch mit offenem Herzen nach außen, da ich der Überzeugung bin, dass diese am natürlichsten ist. Ich würde mich z. B. nicht vegan ernähren wollen – nicht weil ich nicht auf Fleisch verzichten könnte (auch wir Paleoliten befürworten keine Massentierhaltung!), sondern weil ich den vielen Ersatzstoffen und -Produkten (Soja!) sehr kritisch gegenüberstehe, die beim Verzicht auf tierische Lebensmittel verzehrt werden.
Jetzt mal Hand aufs Herz: Gibt es irgendwas, das Du vermisst – z. B. Schokoriegel oder Pizza?
Ich habe leider eine Schwäche für gut gemachtes… Tiramisu! Wenn ich witzige Sprüche lese wie „In Tiramisu kommt also Alkohol UND Kaffee UND Zucker UND Fett? Wieso essen wir dann überhaupt noch etwas anderes?“, muss ich einfach jedes Mal schmunzeln. Natürlich ist die Hälfte davon Nicht-Paleo, aber gleichzeitig ertappe ich mich dabei, der Aussage innerlich zustimmen zu wollen.
Kannst Du uns ein einfach und leckeres Paleo Rezept verraten, mit dem man mal auf den Geschmack kommen kann?
Eines meiner Lieblingsgerichte ist „Süßes Rührei“! Unheimlich lecker und eine sehr ausgewogene Verteilung aller drei Makronährstoffe.
Man brät 2 Bananen mit jeweils 1-2 EL Honig und Kokosöl an, bestreut sie mit Zimt und gibt dann 6-8 Eier dazu, die verquirlt werden. Als Garnitur eignen sich Kokosraspeln, gehobelte Mandeln und andere Früchte.
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