Das Jahr 2020 hat uns viel Zeit gegeben, um in uns zu gehen und an uns selbst zu arbeiten. Die meisten von uns stecken ihre Energie dabei in Sport oder die persönliche Weiterbildung, um das physische und psychische Wohlbefinden zu steigern. Andere wiederum erforschen die Welt der Nootropika – Supplemente zur Steigerung der Konzentration und kognitiven Leistungsfähigkeit.
Vielleicht hast du den Film Ohne Limit mit Bradley Cooper gesehen, in dem der Protagonist durch die Einnahme einer fiktionalen Substanz für kurze Zeit zum echten Superbrain wird. Doch existieren solche Medikamente oder Supplemente tatsächlich? Heutzutage findest du bereits in jedem kleineren Drogerieladen eine schier unendliche Auswahl verschiedener Pillen und Mittelchen, die angeblich die Gedächtnisleistung, Konzentration oder mentalen Kapazitäten steigern sollen. Doch funktioniert das “Gehirndoping” mit den sogenannten Smart Drugs tatsächlich? Wir haben wir dich die harten wissenschaftlichen Fakten zum Thema Nootropika gesammelt.
Was sind Nootropika?
Das Wort Nootropikum (Plural Nootropika) taucht bereits vor knapp 50 Jahren erstmals in der Forschung auf, ist jedoch bis heute nur unscharf definiert. Grundsätzlich sind Nootropika Substanzen, die die Gedächtnisleistung und die Lernfähigkeit steigern. Dieser Effekt kann durch verschiedene Wirkungsweisen erzielt werden. Nootropika werden dabei förderliche Eigenschaften im Bezug auf das Wachstum der Nervenzellen im Gehirn nachgesagt. Ebenso sollen sie neuroprotektive Eigenschaften besitzen, also die Nervenzellen des Gehirns vor Schäden schützen, den Blutfluss ins Gehirn steigern und sich auf die Regulation verschiedener Neurotransmitter, chemischer Botenstoffe, die zum Beispiel Glücksgefühle erzeugen, auswirken. Und das ist noch längst nicht alles. Klingt verlockend, nicht wahr?
Doch hier muss unterschieden werden, denn es existieren zwei Arten von Nootropika: Natürliche Substanzen wie Kreatin (auch Creatine) oder Ginkgo Biloba und verschreibungspflichtige Medikamente wie Ritalin (chemisch Methylphenidat) oder Adderall (ein Amphetamin-Präparat).
Funktionieren Nootropika wirklich?
Da zahlreiche Studien die Wirksamkeit der bewährten verschreibungspflichtigen Medikamente beweisen, kommt natürlichen Substanzen in der Forschung eher weniger Aufmerksamkeit zugute. Der Entwicklungs- und Zulassungsprozess neuer Arzneistoffe nimmt meist Jahre oder sogar Jahrzehnte in Anspruch, weshalb man bevorzugt zu den bereits bekannten Substanzen greift. Daraus resultiert wiederum, dass es nur unzureichende wissenschaftliche Evidenz für die Wirksamkeit vieler freiverkäuflicher Nootropika gibt. Studien zeigen zwar, dass beispielsweise verschiedene Vitamin- und Mineralstoffpräparate keinerlei signifikanten Einfluss auf die kognitive Leistungsfähigkeit gesunder Menschen haben, auf der andern Seite jedoch zählen Medikamente wie Ritalin und Adderall seit Jahren zu den umsatzstärksten Medikamenten weltweit. In Deutschland wird Ritalin zwar gegen Hyperaktivität verschrieben, unterliegt ansonsten aber dem Betäubungsmittelgesetz, da es aufgrund seiner nootropischen und stimulierenden Eigenschaften ein hohes Missbrauchspotenzial aufweist. Zu den wenigen legalen Substanzen, die – durch wissenschaftliche Studien belegte – nootropische Eigenschaften besitzen, zählen übrigens Koffein und Nikotin. Solche Studien gibt es hingegen zu kaum anderen freiverkäuflichen, als Smart Drug vermarkteten Substanzen.
Wo liegen die Risiken?
Wenn du selbst studiert hast, dann kennst du vielleicht das Gefühl, am letzten Tag vor Ablauf der Deadline noch schnell die letzten Seiten der Hausarbeit in die Tastatur zu hämmern, das ganze Werk dann durch den Drucker zu jagen und mit einem Schlusssprint kurz vor knapp noch in den Briefkasten zu befördern. Viele Studenten leiden unter ständigem Leistungsdruck oder sind einfach keine großen Organisationstalente. Oftmals folgt der Griff zu Ritalin, um in Klausurenphasen stundenlang konzentriert zu lernen und sich die schlaflosen Nächte in der Bibliothek leichter um die Ohren schlagen zu können. Ein weiteres Missbrauchspotenzial stellt sich mit der Verwendung als Partydroge ein.
Doch ohne die korrekte medikamentöse Einstellung durch einen Arzt können effektive Smart Drugs wie Ritalin, Adderall oder Modafinil schnell verheerende Auswirkungen bis hin zum Tod haben. Zu den bekannten Nebenwirkungen zählen Bluthochdruck, Herzrhythmusstörungen, Depressionen und sogar Psychosen – selbst unter ärztlicher Kontrolle. Missbräuchliche Anwendung jenseits der therapeutischen Dosierung steigert das Risiko, schwerwiegende Nebenwirkungen zu erleiden, natürlich enorm.
Vorsicht: Selbst völlig legale Mind- oder Trainingsbooster können alarmierende Nebenwirkungen wie innere Unruhe, Muskelzittern, Halluzinationen und sogar Hirnschläge haben; oft werden amphetaminähnliche Substanzen in den Inhaltsstoffen durch Decknamen und chemische Strukturformeln verschleiert und so verharmlost.
Wie kann ich meine kognitive Leistung auf natürliche Art und Weise steigern?
Sport, besonders Cardiotraining, ist die beste Möglichkeit, um völlig natürlich und ohne jegliche Nebenwirkungen die kognitive Leistung zu steigern. Unzählige Studien belegen die vielfältigen positiven Effekte von Sport und Bewegung auf die Gedächtnisleistung, Konzentration und kognitiven Fähigkeiten. Und das Beste – all diese Vorteile kosten dich keinen Cent.
Anstatt dich also mit überteuerten Smart Drugs einzudecken, um auch mental leistungsfähig zu bleiben, solltest du dich auf regelmäßiges Training konzentrieren. Die Faustregel: Körperliche Aktivitäten, die sich positiv auf dein Herz-Kreislauf-System auswirken, haben in der Regel auch einen positiven Effekt auf dein Gehirn.
Achte zudem auf eine gesunde Ernährung reich an Omega-3-Fettsäuren, die sich positiv auf deine kognitiven Fähigkeiten auswirken und gönn’ deinem Gehirn genug Schlaf, um physisch und mental immer voll leistungsfähig zu sein.
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