Inhalt
Das Wichtigste in Kürze
- Man muss zwischen Fructoseintoleranz und Fructoseunverträglichkeit unterscheiden. Erstere kommt nur sehr selten vor: in nur einem von 20.000 Fällen.
- Fructose steckt auch in stark verarbeiteten Produkten – also dort, wo Du es gar nicht vermuten würdest!
- Selbst kerngesunde Menschen können empfindlich auf Fructose reagieren, wenn man zuviel Fructose in zu kurzer Zeit zu sich nimmt.
- Wenn Du mehr über Ernährung lernen willst, dann werde Mitglied bei Gymondo! Unsere Ernährungsexperten geben Dir auf alle Fragen rund um gesunde Ernährung eine kompetente Antwort.
Es scheint so, dass eine Unverträglichkeit heutzutage zum guten Ton gehört. Hast Du keine, bist Du uncool. Und zwar extrem. Deshalb ist es angeraten, schnell das Buch der 1001 Krankheiten aufzuschlagen und nachzuschauen, welche Unverträglichkeit man denn haben könnte. Ich bin mir sicher, dass Du bestimmt auch das ein oder andere Symptom an Dir wiederfindest. Ein kleines Ziepen im Bauch alle 5 Monate? Oder vielleicht ab und zu ein flaues Gefühl im Magen?
Ganz im Ernst: Es gibt Menschen, die tatsächlich eine ernsthafte, lebensbedrohliche Form der Unverträglichkeit haben, die Fructoseintoleranz. Für diese – und zwar nur für diese – sind auch die ernährungstherapeutischen Maßnahmen im Sinne des absoluten Fructoseverzichtes notwendig. Jemand, der wie wir alle mal ein Kneifen im Bauch hat, sollte nicht sofort komplett auf Fructose verzichten. Dazu besteht ohne Diagnose einer Fructosemalabsorption keine Notwendigkeit. Oder nimmt ein gesunder Mensch vorsorglich Antibiotika? Höchstwahrscheinlich nicht!
Der Übeltäter im Profil
Fructose ist ein Kohlenhydrat. Genauer gesagt: ein Einfachzucker. Vor allem in Obst ist sie zu finden. Es ist nur logisch, dass Fructose deshalb auch Fruchtzucker genannt wird. 100 Gramm Äpfel liefern fast sechs Gramm Fructose, Birnen 6,7 Gramm. Im Vergleich dazu enthalten 100 Gramm Datteln mehr als 24 Gramm Fructose. In geringen Mengen ist sie in sehr vielen Pflanzen enthalten. Auch in Honig ist sie zu finden und dieser schlägt mit fast 39 Gramm ordentlich zu Buche. Es gibt auch sog. Invertzucker. Diesen kennst Du vielleicht als Kunsthonig. Auch er enthält reichlich Fructose.
Im Durchschnitt nehmen wir ca. 50 Gramm Fructose mit einer normalen Ernährung auf. Das ist ziemlich viel und liegt daran, dass Fructose ein Bestandteil des Kristallzuckers ist. Diese Saccharose besteht aus zwei Bausteinen: ein Baustein Fructose und ein Baustein Glukose. Essen wir also Zucker, wird er im Dünndarm aufgespalten und es wird so Fructose freigesetzt. Je mehr wir demnach z.B. unseren Kaffee zuckern, desto mehr Fructose nehmen wir auch auf.
Was Du beachten musst, ist, dass Sorbit während der Verdauung zu Fructose umgewandelt wird. Sorbit ist ein Zuckeraustauschstoff, der halb so süß wie Glukose ist. Sorbit ist auch in Äpfeln, Birnen und Pfirsichen zu finden. Aber es wird nicht nur von der Natur genutzt, sondern auch in der Lebensmittelindustrie und zwar als Lebensmittelzusatzstoff. Wenn Du an einer Fructoseunverträglichkeit leidest, musst Du Dich auch bei Sorbit vorsehen. Vorsicht also bei Lebensmitteln, bei denen im Zutatenverzeichnis Sorbit aufgeführt ist.
Das Problem mit der Fructose
Unser Verdauungssystem konnte sich gar nicht so rasant weiter entwickeln wie unsere Ernährungsgewohnheiten. Früher haben wir lediglich die Fructose aufgenommen, die in Obst enthalten war. Heute werden wir mit Fructose geradezu überschüttet, was unsere Verdauung überfordert. Anstatt die stark verarbeiteten Lebensmittel dafür zu verteufeln, sehen viele Internetseiten Obst als das Problem. Dass es nicht so ist, zeigt ein Vergleich: 100 Gramm Apfel enthält 5,7 Gramm Fructose. Die gleiche Menge Fertigzitronenkuchen 15,3 Gramm.
Auch Glukose-Fructose-Sirup versteckt sich in vielen Lebensmitteln wie Konserven, Süßigkeiten oder Marmelade. Er wird aus Mais oder Weizen hergestellt. Enthält dieser Sirup mehr als die Hälfte Fructose, wird er im Zutatenverzeichnis als Fructose-Glukose-Sirup gelistet. Er trägt also genau wie der normale Kristallzucker zu unserer Fructoseaufnahme bei. Ziel sollte es also sein, die Fructoseaufnahme durch diese stark verarbeiteten Produkte zu reduzieren.
Fructoseintoleranz ist keine Allergie!
Erst einmal ist es sehr wichtig, dass Du eine Allergie nicht mit einer Unverträglichkeit verwechselst. Bei einer Allergie ist nämlich das Immunsystem an der Reaktion auf einen bestimmten Nahrungsmittelbestandteil beteiligt, bei einer Unverträglichkeit nicht. Die Fructoseintoleranz ist keine Allergie! Der Körper bildet keine Abwehrstoffe gegen die Fructose. Deshalb kann die Fructoseintoleranz auch nicht mit einem Blutbild nachgewiesen werden.
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Die EINE Fructoseintoleranz gibt es nicht
Die Verwendung des Begriffs „Fructoseintoleranz“ ist sehr schwammig. Zu oft werden drei verschiedene Formen der Störung in einen Intoleranztopf geworfen. Dabei müssen wir aber 3 Arten unterscheiden (Achtung, Besserwisserwissen):
- Fructosämie und Fructourie
- Hereditäre Fructoseintoleranz
- Fructosemalabsorption
Bei der Fructosämie liegt das Problem in der Leber. Hier sind normalerweise die Enzyme zu finden, die die Fructose spalten sollen. Ist dieses Enzym namens Fructokinase nicht vorhanden oder funktioniert nicht so wie es sollte, kann die Fructose nicht abgebaut werden. Die Fructosekonzentration im Blut steigt deshalb an. Die Nieren filtern die Fructose aus dem Blut und so sammelt sie sich auch im Harn an. Der Fructoseanstieg im Harn heißt auch Fructourie. Diese Störung tritt bei 1 von 50.000 Menschen auf. Betroffene haben häufig keine Beschwerden, sodass Betroffene meistens gar nicht wissen, dass sie daran leiden.
Die schlimmste Form einer Fructosestoffwechselstörung ist die hereditäre Fructoseintoleranz. Dieser Stoffwechseldefekt ist angeboren und lebensbedrohlich. In Deutschland leidet 1 von 20.000 Menschen daran. Die Fructose kann normal aus dem Dünndarm aufgenommen werden. Das Problem ist, dass die Fructose nicht weiter abgebaut werden kann, weil ein Leberenzym (Aldolase B) fehlt. So reichern sich schädliche Abbauprodukte immer mehr im Körper an. Leber-, Nieren- und Darmfunktion können schwer beeinträchtigt werden. Schwere Symptome zeigen sich schon bei Neugeborenen, die mit Ersatzmilch gefüttert werden. Patienten reagieren auf kleinste Mengen Fructose mit Schockzuständen, Erbrechen, Unterzuckerung bis hin zu einer späteren Leberzirrhose.
Es ist sehr wichtig, dass Du diese lebensbedrohliche hereditäre Fructoseintoleranz nicht mit einer Fructosemalapsoroption verwechselst. Viele Leute sagen leichtfertig, sie hätten eine Fructoseintoleranz, obwohl sie eigentlich eine Fructosemalapsorption meinen. Die Krankheitsbilder gehen aber weit auseinander. Den Intoleranzpatienten bleibt keine andere Wahl, als sich ihr ganzes Leben fast völlig ohne Fructose zu ernähren. Und das ist wirklich kein einfaches Unterfangen. Betroffene können nicht einmal jede Wurstsorte essen, da auch hier häufig Fructose zu finden ist. Selbst Tabletten und Brötchen stellen ein Problem dar. Erwachsene können unter Umständen bis zu 6 Gramm Fructose pro Tag vertragen.
Was ist Fructosemalabsorption?
„Malabsorption“ bedeutet „schlechte Aufnahme“. Es betrifft also die Aufnahme der Fructose in den Körper aus dem Dünndarm. Hierfür sind spezielle Transporter in der Dünndarmwand verantwortlich. Die Fructose kann nicht oder nicht vollständig aufgenommen werden. Die Fructose, die nicht aufgenommen wird, gelangt deshalb nicht ins Blut, sondern in den Dickdarm. Dort freuen sich Bakterien über diesen Zucker und sie bauen dieses Festmahl freudig ab. Dabei entstehen kurzkettige Fettsäuren, Kohlenstoffdioxid, Methan und Wasserstoff. Deshalb klagen Betroffene über Blähungen, Übelkeit oder auch Durchfälle und zum Teil starke Bauchschmerzen.
Entstehung der Fructosemalabsoption
Diese Form der Störung kann entweder angeboren sein oder sich erst später im Leben entwickeln. Wir reden in dem Fall von einer „erworbenen“ Fructosemalabsorption. Die Fructosemalabsorption kann das ganze Leben bleiben oder sich zurückbilden. Geschätzt wird, dass ein Drittel aller Erwachsenen vorübergehend fructoseunverträglich ist. Wodurch die Fructosemalapsorption ausgelöst wird, ist noch nicht hinreichend wissenschaftlich geklärt.
Die meisten Menschen reagieren auf eine zu große Menge Fructose innerhalb kurzer Zeit. Dabei handelt es sich um ca. 35 Gramm Fructose je Stunde. Es ist also völlig normal, dass sich der Bauch mahnend meldet, wenn Du mehr als fünf Äpfel oder zwei Gläser Apfelsaft in einer Stunde verschlingst. Die Beschwerden klingen meistens schnell wieder ab.
Symptome, die immer wieder auftreten nach dem Essen, sollten aber von einem Arzt untersucht werden. Denn wird eine Fructosemalabsorption nicht erkannt, kann das Folgen haben. Der Anteil bestimmter gasbildender Dickdarmbakterien kann zunehmen. Die Folge könnten Beschwerden sein, die durchgehend vorhanden sind und nicht nur nach dem Essen von Obst, Zucker oder Honig auftreten.
Diagnose der Fructosemalabsoption
Den Verdacht, dass Du an einer Fructosemalapsorption leidest, hat ein Arzt wahrscheinlich schon, wenn Du erzählst, dass Du immer wieder Beschwerden nach dem Essen von fructosereichen Lebensmitteln hast. Aber ein Verdacht reicht nicht aus, um eine Behandlung zu beginnen. Deshalb muss ein Beweis her: Die Fructosemalabsorption kann durch einen Wasserstoff-Atemtest nachgewiesen werden. Dabei trinkst Du eine bestimmte Menge von einer Fructosemischung. Danach wird nach festgelegten Zeiten der Wasserstoffgehalt in der Ausatemluft bestimmt. Wasserstoff entsteht dadurch, dass die Bakterien die Fructose im Dickdarm zersetzen. Dieser Wasserstoff gelangt ins Blut und wird von uns ausgeatmet. Obwohl die Tests genauer geworden sind, kommt es noch häufig zu Fehldiagnosen. Denn es fehlen klipp und klare Vorgaben. Einige Ärzte testen mit einer viel zu hohen Fructoselösung. Wird eine Lösung mit 50 Gramm (statt sinnvolleren 25 Gramm) Fructose genutzt, fallen über die Hälfte der Tests positiv aus – weil ab 35 Gramm Fructose auch gesunde Menschen darauf reagieren können.
Behandlung der Fructosemalabsorption
Ist die Diagnose Fructosemalabsorption gestellt, sollte eigentlich eine intensive Ernährungsberatung erfolgen. Das passiert leider in den wenigsten Fällen. Vielmehr drängen sich in Zeiten der Internetnutzung dubiose und wenig vertrauenswürdige Internetportale zur Informationsbeschaffung und Selbstheilung auf. Die Empfehlungen sind zum Teil grundlegend falsch. Das kannst Du schon daran erkennen, dass kein Unterschied zwischen einer Fructoseintoleranz und einer Fructosemalapsorption getroffen wird. Dabei ist das ein grundlegender Unterschied, der bei einer Behandlung unbedingt beachtet werden muss. Unseriöse Informationen sind leider häufig zu finden, was eventuell auch daran liegt, dass der Begriff „Ernährungsberater“ rechtlich nicht geschützt ist.
Von einer Selbstbehandlung ist unbedingt abzuraten. Vergiss also Empfehlungen, die Dir sagen, dass Du nichts, absolut nichts, mehr mit Fructose essen darfst. Ein grundsätzlicher Verzicht ist nicht nur fragwürdig, sondern auch wenig hilfreich. Denn wie sich die optimale Ernährung eines Patienten mit Fructosemalapsorption gestaltet, ist davon abhängig wie stark die Aufnahme der Fructose im Dünndarm beeinträchtigt ist. Die Verträglichkeitsgrenze ist von Mensch zu Mensch individuell. Es gibt nicht nur schwarz oder weiß. In diesem Fall haben wir es mit einer ganzen Reihe von lebensfrohen Grautönen der Fructoseverträglichkeit zu tun.
Die Behandlung erfolgt über die Ernährung in verschiedenen Phasen. Ein Ernährungsberater kann Dir das Vorgehen genau erklären. Eine sog. Auslassdiät kann die Beschwerden verschwinden lassen. Zunächst wird die Fructoseaufnahme über mehrere Wochen reduziert, aber immer auch im Hinblick auf alle andere Nährstoffe (Glukose, Fette, Eiweiße etc.) in Lebensmitteln, die die Fructoseaufnahme begünstigen. Da hier auf Obst verzichtet werden muss, ist auch die Nährstoffaufnahme reduziert. Vitamine und Mineralstoffe werden somit weniger aufgenommen. Nach dieser Phase klingen die Beschwerden ab und es kann damit begonnen werden die Fructosemenge langsam zu steigern, um herauszufinden, wie viel Fructose vertragen wird.
Statt ohne Begründung bzw. ärztliche Aufsicht sofort auf Obst zu verzichten und damit Nährstoffmängel in Kauf zu nehmen, verzichte lieber auf verarbeitete Lebensmittel, die in ihrem Zutatenverzeichnis neben der Fructose z.B. folgende Begriffe zeigen: Fruchtzucker, Fructose-Glucose-Sirup, Zuckeraustauschstoff, Sorbit, Isomalt, Maltit, Xylit, Zuckeralkohol, Lactit, Sorbit, Sorbitol, Mannit, Mannitol. Verzichte auch auf Maissirup, Birnen- und Apfeldicksäfte, Zucker oder Agavendicksaft.
Sind Süßstoffe erlaubt?
Du kannst bei einer Fructosemalabsorption auf gängige Süßstoffe zurückgreifen wie Acesulfam, Aspartam oder auch Stevia. Auch normaler Zucker wird in der Regel besser vertragen wie auch Traubenzucker (Glukose) und Malzzucker.
Vorsicht ist geboten bei bestimmten Zuckeraustauschstoffen wie Sorbit, Sorbitol, Lactit, Mannit, Mannitol. Zuckeraustauschstoffe finden sich in vielen Lebensmitteln wie z.B. Diät-Produkten oder Diabetikerprodukten, aber auch in vielen Getränken, Süßigkeiten und Kaugummis.
Zur Gymondo Ernährungsphilosophie passen Süßstoffe allerdings so oder so nicht, da alle Süßungsmittel nicht viel mit einer natürlichen Ernährung zu tun haben.
Muss ich auf Obst verzichten?
Wie schon gesagt, hängt die Verträglichkeit von Lebensmitteln davon ab, wie viel Fructose Du noch aufnehmen kannst. Bei Trockenfrüchten und Säften, Konfitüren oder Roter Grütze sind Beschwerden wahrscheinlich.
Weil Früchte häufig viel Fructose enthalten, werden sie häufig nicht vertragen. Das ist ein Problem, denn Obst liefert nicht nur Fructose, sondern auch Vitamine und Mineralstoffe sowie Ballaststoffe. Du musst also darauf achten, dass Du diese Substanzen durch andere Lebensmittel aufnimmst. Ein Ernährungsberater hilft Dir dabei. Wenn Du auf Obst verzichten musst, hilft Dir aber auch der gesteigerte Verzehr von Gemüse diese Stoffe aufzunehmen. Das Gemüse solltest Du dabei schonend zubereiten z.B. durch kurzes dämpfen mit wenig Wasser, damit möglichst viele Vitamine erhalten bleiben. Auch Vollkorngetreideprodukte sollten auf Deinem täglichen Speiseplan nicht fehlen.
Möchtest Du doch einmal zum Obst greifen, dann versuch es zu den Hauptmahlzeiten. Häufig wird das besser vertragen. Auch Obst, das neben Fructose auch Glukose enthält, führt zur besseren Verträglichkeit. Dazu gehören Aprikosen, Wassermelonen oder auch Mandarinen.
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