Yin Yoga ist aktuell in Deutschland der Mega Trend. Warum entscheiden sich immer mehr Menschen für diesen ruhigen Yoga Stil?
„Weil sich viele Menschen nach einem Ausgleich zum stressigen Alltag sehnen. Im Yin Yoga steht Loslassen und Entschleunigung im Vordergrund. Etwas, das wir nahezu verlernt haben. Nach so einer Klasse spürt man, wie heilsam und wohltuend es ist, einfach mal 90 Minuten lang in voller Präsenz entspannen zu dürfen.“
Für wen ist Yin Yoga geeignet? Gibt es Personen, denen Du aus gesundheitlichen Gründen von Yin Yoga abraten würdest?
„Yin Yoga ist, meiner Meinung nach, für alle geeignet – egal ob Anfänger oder Fortgeschrittene. Da man mit vielen Props (Decken, Yogabolster, Klötze und Kissen) arbeitet, kann man für jede Anforderung eine Position finden. Ich sehe keinerlei Einschränkungen.“
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Was erwartet mich in einer Yin Yoga Stunde, wie ist der Ablauf?
„In meinen Yin Yoga Klassen widmen wir uns in der Regel nach einer erdenden Meditation unterschiedlichen Asanas, die bis zu 5 Minuten passiv, das heißt ohne Muskelanspannung, gehalten werden.
Wir nehmen Kontakt mit dem Atem auf, richten die Aufmerksamkeit nach innen und lassen unseren Körper in eine tiefe Dehnung sinken. Durch das lange Verweilen in den einzelnen Positionen, haben wir die Möglichkeit uns der völligen Hingabe zu widmen.
Wir werden zum Beobachter und spüren so in jeder Übung nach, wo der Körper Anspannung oder auch Widerstände hält. Atemzug für Atemzug lassen wir ein wenig mehr los und verbinden uns damit mit der Erde – dem Yin Element.
Das kann für viele anfangs sehr herausfordernd sein, weil wir aktiv nichts tun. Da rebelliert der Geist auch gerne mal, man nimmt eine innerliche Unruhe, Langeweile oder ein Gefühl von genervt sein wahr. Alles selbst schon erlebt. 😉
Aber genau darin liegt auch der „Sweet Spot“, denn der Umgang mit diesen Emotionen ist spannend und wir können lockerer werden. Im Yoga wie auch im Alltag.“
Die vielfältigen positiven Wirkungen von Yoga auf Körper und Geist sind ja kein Geheimnis und auch wissenschaftlich durch Studien belegt. Was sind die Besonderheiten von Yin Yoga im Vergleich zu anderen Yoga Arten wie Hatha oder Vinyasa?
„Beim Yin Yoga liegen, anders als bei aktiven, Yang-orientierten Yoga Stilen (Ashtanga, Hatha, Jivamukti), die tiefen Schichten des Körpers im Fokus. Durch die Entspannung der Muskulatur und das passive, lange Halten der Asanas wird das Bindegewebe bzw. die Faszien gedehnt. Das harmonisiert den Chi-Fluss und die Gelenke können sich regenerieren.
Für mich persönlich ist Yin Yoga aber mehr als die Optimierung der Beweglichkeit des Körpers. Es steht vielmehr das Praktizieren von Achtsamkeit im Vordergrund. Bewusst zu atmen und zu hören, was ich wirklich brauche, wie es mir gerade geht und wo ich innerlich gegenhalte, bringt mich in den jetzigen Moment. Das ist der Schlüssel zu meiner Ausgeglichenheit. Körperlich, aber auch seelisch.“
Immer wieder taucht Yin Yoga auch im Zusammenhang mit dem Thema Faszientraining auf. Wie wirkt Yin Yoga auf die Faszien?
„Durch Yin Yoga können Blockaden, Verspannungen und Verklebungen der Faszien gelöst werden. Es verbessert die Beweglichkeit der Muskeln und Gelenke, und das Bindegewebe wird angesprochen.“
Du bist ausgebildete Yin Yoga Lehrerin. Was waren Deine persönlichen Gründe Yin Yoga zu praktizieren?
„Ich bin wahrhaftig ein Tausendsasser. Es fällt mir schwer zur Ruhe zu kommen und einfach mal nichts zu tun. Stattdessen arbeite ich an vielen Projekten gleichzeitig und powere mich auch gerne in kraftvollen Yogaklassen wie Ashtanga oder Jivamukti aus. Zu viel Feuer tut dem Körper aber nicht gut, daher bin ich sehr froh, mit Yin Yoga eine wundervoll ausgleichende Form gefunden zu haben. Yin Yoga hilft mir dabei, meinen Körper und dessen Bedürfnisse besser wahrzunehmen, zur Ruhe zu kommen und einfach nur zu sein. Wie in der Meditation.“
Was hindert Menschen Deiner Meinung nach daran, loszulassen?
„Die Menschen sind von Übergeschäftigkeit getrieben. Sie arbeiten unter großem Druck, sind rund um die Uhr erreichbar, und dadurch permanent gestresst. Sie spüren nicht mehr, wann der Körper eine Auszeit braucht, weil ihre Aufmerksamkeit nur auf das Außen gerichtet ist. So finden sie keine Zeit, um ganz bewusst etwas für sich zu tun. Nämlich nichts zu tun – einfach nur zu sein. Das ist nahezu ein Unding geworden. Wer auf den Bus wartet, klammert sich ans Smartphone, anstatt einen Moment lang die Augen zu schließen und ein paar tiefe Atemzüge zu genießen. Es ist ein Ablenken von dem, was der Reichtum der inneren Stille verborgen hält. Und den meisten Menschen nicht einmal bewusst.
Wir alle sind aufgefordert, mehr Achtsamkeit in unser Leben einzuladen. Egal, ob das bei banalen Aufgaben wie Geschirrspülen passiert oder beim Yoga selbst. Körper, Geist und Seele in den jetzigen Moment zu bringen, führt zu einer heilsamen Ausgeglichenheit. Erst dann sind wir präsent und empfangsbereit für die Fülle des Lebens.“
Wie funktioniert das Loslassen konkret in der Yin Yogapraxis?
„Loslassen klingt einfach, muss aber gelernt sein. Und ich spreche da aus Erfahrung, denn für mich ist das die größte Herausforderung im Leben.
Beim Yin Yoga kann man zunächst das Loslassen auf körperlicher Ebenen üben, indem man die Muskulatur entspannt, den Atem fließen lässt und Stück für Stück Schwere an die Erde abgibt.
Auf geistiger Ebene gestaltet sich diese Praxis schon etwas diffiziler. Der Verstand müllt den Kopf regelrecht mit Gedanken zu, so dass es schwer fällt, Ruhe zu finden, um einfach mal abzuschalten. Mit ein wenig Übung – und deshalb bietet sich Yin Yoga hier an – kann man auch den Gedankenfluss loslassen. Oder wenigstens nicht an einzelnen Gedanken festhalten, um sich ganz von der Story davontragen zu lassen.“
Praktizierst Du das Loslassen und die Achtsamkeit auch jenseits der Matte?
„Achtsamkeit und Loslassen bedarf Geduld und Selbstmitgefühl. Und das Üben hört nie auf. Es ist ein fortwährender Prozess, der sich durch alle Lebensphasen zieht. Die Fragen „Wie geht es mir? Was brauche ich gerade? Was kann ich tun, damit es mir gut geht?“ stehen an der Tagesordnung, um mir selbst liebevoll zu begegnen.
Die Antworten können ganz unterschiedlich ausfallen. Manchmal brauche ich Ruhe, mal entspannt mich ein langes Gespräch mit einer guten Freundin. Je nachdem wonach sich mein Herz sehnt, sitze ich in Stille, schreibe mir all meine Gedanken von der Seele, übe Yoga, mache Spaziergänge in der Natur oder verbringe ein Wochenende bei meinen Eltern am Land.“
Was hilft Dir Dich auch im Alltag Dich zu erden und zu entspannen? Hast Du ein paar praktische Tipps?
„Ich liebe kleine Rituale im Alltag, die Aufmerksamkeit schaffen, meine Perspektive ändern und mich für einen kurzen Moment aus der Stressspirale ziehen. Und wenn das nur bedeutet, dass ich meinen Diffuser mit einem herrlichen ätherischen Öl anwerfe und mich mit geschlossenen Augen auf den Boden lege.“
Valerie Junger ist Yogalehrerin, Gründerin des Blogs The Yoga Affair und Grafikdesignerin. In ihrem Tun folgt sie ihrer Berufung und der Bereitschaft, ihre Gaben und Potenziale miteinander zu verbinden. Kreativität und Spiritualität sind ihre ganz persönlichen Lebensthemen, die sie über ihren Blog teilt und damit dem Wunsch folgt, Impulse für ein achtsameres Leben zu geben. Durch ihre eigene Yoga- und Meditationspraxis sowie das Unterrichten von Ashtanga und Yin Yoga findet sie immer wieder zurück zu sich, erdet sich und verbindet sich mit dem Göttlichen in ihr.
Mehr Infos auf www.theyogaaffair.com
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